Nachhaltigkeit, ein Wort in vieler Munde. Wer hat es nicht schon mal gehört oder benutzt: nachhaltig wirtschaften, einen nachhaltigen Eindruck hinterlassen, jemanden nachhaltig beeinflussen und so weiter. Nachhaltigkeit gehört meiner Meinung nach zu den Trend-Wörten der letzten zehn Jahre, die man unbedenklich benutzen kann, wenn man seiner Sprache eine gewisse intellektuelle Schärfe mitgeben will.
Nachhaltigkeit in der Ernährung: eine Definition
Der Duden beschreibt mit Nachhaltigkeit das Prinzip, sich auf längere Zeit stark auszuwirken. Wenn man wikipedia.de ergänzend zur Rate zieht, dann findet man unter Nachhaltigkeit das “Konzept, ein natürliches System ausschließlich so zu nutzen, dass es in seinen wesentlichen Charakteristika langfristig erhalten bleibt”.
Bezogen auf die Ernährung geht es als darum, im gesamten Prozess des Lebensmittelkonsums so zu wirtschaften, dass die natürlichen Ressourcen langfristig erhalten bleiben und wieder genutzt werden können.
Der Prozess des Lebensmittelkonsums
Nachhaltigkeit wird von vielen Menschen vor allem mit der Idee des ökologischen Landbau in Verbindung gebracht (“Bio”-Lebensmittel). Der Prozess, der dahinter steht ist aber viel umfassender, vor allem sind folgende Bereiche betroffen:
- Anbau von Pflanzen, Haltung von Nutztieren
- Herstellung von Futtermitteln, Dünger etc.
- Verpackung/Transport
- Weiterverarbeitung und Transport zum Einzelhandel
- Konsum
- Resteverwertung
- …
Mit Blick auf die steigende Weltbevölkerung und eine Endlicheit an Ressourcen wird Nachhaltigkeit zukünftig ein noch bedeutsameres Thema werden. Schon heute sind die Folgen unübersehbar.
Ökologischer Folgen fehlender Nachhaltigkeit
Hier nur einige Beispiele, welchen Einfluss unsere Ernährung auf die Umwelt hat:
- Ausrottung von Fischbeständen auf Grund Überfischung;
- Artenverdrängung durch intensive Tierhaltung;
- ökologische Folgen der Nutztierhaltung (Treibhausgase und mehr);
- Einfluss von Dünger, Pestiziden etc. auf die Natur;
- ökologischer Schaden durch lange Transportwege;
- „Verpackungsberge“ im Zuge der Produktionskette;
Die Folgen einer nicht auf Nachhaltigkeit ausgerichteten Ernährung beeinflussen aber nicht nur die ökologische Dimension. Auch unsere Gesundheit kann betroffen sein. Durch die intensive Bestellung landwirtschaftlicher Nutzflächen verlieren unsere Böden immer mehr an Qualität. Wichtige Nährstoffe wie Mineralien sind schon seit Langem nicht mehr in dem Umfang vorhanden wie früher einmal. Um den Ertrag zu optimieren und zu maximieren, hat man in den letzten Jahrzehnten immer mehr auf Dünger zurückgegriffen. Der Dünger wiederum belastet die Umwelt und die Lebensmittel. Nur unlängst wurde in einer britischen Studie festgestellt, dass Lebensmittel aus ökologischem Landbau aus Sicht einer Pestizidbelastung deutlich gesünder sind als herkömmliche.
Sieben Grundsätze für eine nachhaltige Ernährung
Damit Nachhaltigkeit nicht nur zu einem intellektuellen Begriff verkommt, muss es operationalisiert werden. Dr. oec. troph. Karl von Korber ist einer führenden deutschen Wissenschaftlicher auf dem Gebiet nachhaltiger Ernährung. In seiner Bewertung hat der Verzicht auf nachhaltiges Wirtschaften für den Bereich der Ernährung nicht nur Einfluss auf die Umwelt, sondern auch auf eine ökonomische, soziale und gesundheitliche Dimension. Die sieben Grundsätze zielen darauf ab, zur Lösung der Probleme in allen vier Dimensionen beizutragen:
- Bevorzugung pflanzlicher Lebensmittel: Wirkt sich positiv auf das Klima aus. Tierische Lebensmittel verursachen hohe Klimakosten und andere ökologische Verdrängungeffekte. Zudem ist eine Erhöhung des pflanzlichen Anteils in der Nahrung sehr positiv für die Gesundheit.
- Ökologisch erzeugte Lebensmittel: Sind nicht nur gut für die Gesundheit (geringere Belastung mit Pestiziden etc.), sondern auch für für das Klima: niedrigerer Energieverbrauch pro Hektar, geringere Treibhausgasemissionen, bessere Bodenqualiät, größere Artenvielfalt und verminderte Schadstoffbelastung des Oberflächen- und Grundwasser.
- Regionale und Saisonale Produkte: Schonen die Umwelt durch kürzere Transportwege.
- Bevorzugung gering verarbeiteter Lebensmittel – reichlich Frischkost: Der Wegfall intensiver Weiterverarbeitungsschritte spart Energie und schont Ressourcen. Zugleich sind meistens auch mehr Nährstoffe enthalten.
- Umweltverträglich verpackte Produkte: Reduzieren die Müllberge und schonen die Umwelt.
- Fair gehandelte Lebensmittel: Haben nicht nur soziale Auswirkungen in den Erzeugerländern, sondern mindern durch weniger Preisdruck auch die ökologischen Folgen (Abholzung der Regenwälder usw.)
- Genussvolle und bekömmliche Speisen: Machen uns gesund und fördern Blick auf den “Wert” von Lebensmitteln.
Mein Fazit
Veränderung ist immer ein Prozess und kommt nie von Heute auf Morgen. Die Fortsetzung der Nachhaltigkeitsdebatte auch für den Bereich der Ernährung scheint nur konsequent, birgt aber auch eine kleine Gefahr. Essen und Trinken ist für alle Menschen elementar. Bei Geschmack und Preisen scheiden sich oft die Geister. Es wird schnell polarisiert und gute Ideen scheitern nur zu oft daran, dass man versucht “die Anderen” zu bevormunden. Für mich ist Nachhaltigkeit ein Prinzip, das unausweichlich ist. Für die Punkte 1, 2, 4 und 7 stehe ich jetzt schon, die Punkte 3, 5 und 6 erschließe ich mir gerade. Ich finde es wichtig, dass man sich mit dem Thema beschäftigt. Jeder kleine Schritt ist ein Schritt nach Vorne.
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