Sekundäre Pflanzenstoffe – man hat schon oft von ihnen gehört, doch was sind sie eigentlich? Im Gegensatz zu den primären Pflanzenstoffen, zu denen Kohlenhydrate, Fette, Proteine und Ballaststoffe zählen, kommen sie in pflanzlichen Lebensmitteln eher in geringen Mengen vor. Man schätzt, dass in der Natur zwischen 50.000 und 100.000 solcher sekundären Pflanzenstoffe existieren. Bis vor einigen Jahren hat sich die Ernährungswissenschaft noch nicht sehr intensiv mit der Thematik sekundäre Pflanzenstoffe auseinandergesetzt. Sie galten eher als unbedeutend. Inzwischen weiß man, dass sekundäre Pflanzenstoffe nicht nur einen Nutzen für die Pflanzen selber bedeuten, sondern teilweise auch erhebliche gesundheitlich Vorteile in der Ernährung bieten. Die positiven Auswirkungen einer pflanzenbasierten Ernährung führt man zu Teilen auch auf die in der Nahrung vorhandenen sekundären Pflanzenstoffe zurück.
Was sind sekundäre Pflanzenstoffe?
In der Pflanzenwelt erfüllen sekundäre Pflanzenstoffe vielfältige Aufgaben, die noch lange nicht alle erforscht sind: sie geben den Pflanzen ihre jeweils charakteristische Farbe, schützen vor UV-Strahlen, dienen als Verdunstungsschutz, locken Insekten zur Bestäubung an oder verteidigen die Pflanzen gegen tierische oder toxische Feinde, um nur einige Beispiele zu nennen. Auf Grund ihrer chemischen Stuktur werden sekundäre Pflanzenstoffe in neun Stoffgruppen unterteilt:
- Carotinoide
- Glucosinolate
- Monoterpene
- Polyphenole (Phenolsäuren, Flavanoide)
- Phytoöstrogene (Isoflavonoide, Lignane)
- Phyosterine
- Saponine
- Sulfide
In der menschlichen Nahrung werden zwischen 5.000 und 10.000 verschiedene sekundäre Pflanzenstoffe vermutet. Der Schwerpunkt der Forschung konzentriert sich auf die typischen Pflanzen, die weltweit konsumiert werden. Das sind in etwas 30. Über die tägliche Ernährung nehmen wir im Durchschnitt 1,5 Gramm sekundäre Pflanzenstoffe auf, bei auschließlich pflanzlicher Ernährung kann es auch leicht das Doppelte sein.
In welchen Lebensmitteln kommen sekundäre Pflanzenstoffe vor?
Alle Lebensmittel aufzuzählen, die sekundäre Pflanzenstoffe enthalten, würde den Rahmen dieses Artikels sprengen. Weiter unten findet ihr neben ausgewählten Quellenangaben auch weiterführende Links zu den einzelnen Stoffgruppen, die eine Fülle an Informationen zu sekundären Pflanzenstoffen bieten. Ich habe im Folgenden einige wenige Beispiele für einzelne Stoffgruppen aufgeführt, die aus der Ernährungspresse geläufig sein könnten. Phytoöstrogene werden häufig im Zusammenhang mit den gesundheitlichen Auswirkungen von Soja-Produkten genannt, Flavanoide regelmäßig wenn es um Rotwein und dunkle Schokolade geht und Carotinoide stehen für die Farbe in Obst und Gemüse.
- Carotinoide: Aprikosen, Grapefruit, grünes Gemüse (Spinat, Grünkohl), Karotten, Kürbis, Melonen, Nektarinen, Paprika, Pfirsich, Tomaten
- Flavonoide: Äpfel, Auberginen, Beerenobst, Birnen, Grünkohl, Kirschen, Pflaumen, Rotwein, dunkle Schokolade, Soja, schwarzer und grüner Tee, Trauben, Zwiebeln
- Phenolsäuren: Äpfel, Heidelbeeren, Kaffee, Kartoffeln, Nüsse, Tee, Vollkornprodukte, Weißwein
- Phytoöstrogene: Bohnen, Erbsen, Sojabohnen, Tofu
Vorteile für die Gesundheit durch sekundäre Pflanzenstoffe
Beim Studium der Fachliteratur sticht ins Auge, dass die Erforschung der sekundären Pflanzenstoffe noch in den Kinderschuhen steckt. Man findet viele Hinweise auf gesundheitliche Vorteile, Aussagen mit Beweiskraft hingegen eher selten. Eine isolierte Betrachtung einzelner Inhaltstoffe scheint nicht zielführend. Die Anzahl aller sekundären Pflanzenstoffe ist mengenmäßig überwältigend und die Komplexität des Zusammenwirkens birgt die Gefahr falscher Schlüsse. Man findet diese Herausforderung auch bei der Untersuchung anderer Nährstoffe. Eine isolierte Untersuchung einzelner Inhaltstoffe (Vitamine etc.) birgt die Gefahr, die Wirkung des Ganzen aus den Augen zu verlieren. Die meisten Quellen verweisen auf das Buch “Bioaktive Substanzen in Lebensmitteln: Ernährung und Immunologie” von Bernhard Watzl und Claus Leitzmann aus dem Jahr 2005. Demzufolge haben alle sekundären Pflanzenstoffe eine antikanzerogene, d.h. krebshemmende Wirkung. Viele von Ihnen wirken sich positiv auf das Immunsystem aus, senken den Cholesterinspiegel, sind antimikrobiell, regulieren den Blutdruck oder wirken antioxidativ, sie schützen also vor freien Radikalten.
Mein Fazit
Sekundäre Pflanzenstoffe sind ein gutes Beispiel dafür, dass wir das Leben um uns herum noch nicht vollkommen erforscht haben. Sicherlich werden uns in den nächsten Jahren immer wieder Forschungsergebnisse aufgezeigt, die noch genauer die Zusammenhänge zwischen Inhaltsstoffen in Lebensmitteln und unserer Gesundheit aufzeigen. Ich finde, wir sollten es uns aber auch nicht zu schwer machen. Der Griff zu natürlichen Nahrungsmittel wie Obst und Gemüse scheint immer noch unschlagbar gesund zu sein. Eine Erkenntnis, für die man (fast) keine Wissenschaft braucht.
Quellen:
- Hilka de Groot in “Ernährungwissenschaft”, 5. Auflage 2011, erschienen im Verlag Europa-Lehrmittel
- “Sekundäre Pflanzenstoffe und ihre Wirkung auf die Gesundheit“, dge.de
- “Sekundäre Pflanzenstoffe: Substanzen mit vielen Unbekannten“, ugb.de
- “Sekundäre Pflanzenstoffe“, onmeda.de
Weiterführende Literatur:
Für die Wissbegierigen unter euch kann ich, neben der allgemeinen Fachliteratur, vor allem die Hintergrundinformation des Max-Rubner-Instits auf mri.bund.de empfehlen:
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